Die Auswirkungen von Zöllen der USA auf Wirtschaft und Arbeitsmarkt in Deutschland
Beschreibung
"Der vorliegende Bericht zeigt die Auswirkungen möglicher Zollerhöhungen durch die USA und möglicher Gegenzölle der betroffenen Handelspartner für den Arbeitsmarkt und die Wirtschaft in Deutschland. Die diesem Forschungsbericht zugrunde liegenden Berechnungen basieren auf pauschalen Zollerhöhungen in Höhe von 25 Prozentpunkten. Diese Größenordnung wird angenommen, da zum Zeitpunkt der Berichterstellung Unsicherheit darüber besteht, ob sich Ankündigungen weiterhin ändern oder Zollsätze in Verhandlungen noch angepasst werden. Hierzu wird eine Szenario-Analyse durchgeführt, bei der zwei Alternativ-Szenarien mit höheren Zöllen einem Referenz-Szenario ohne Zollerhöhung gegenübergestellt werden. Im ersten Alternativ-Szenario („Szenario 1“) wird von Zollsteigerungen zusätzlich zu den bereits bestehenden Zöllen für chinesische, mexikanische, kanadische und europäische Importe in die USA in Höhe von 25 Prozent ausgegangen. Die betrachteten Länder stehen für fast drei Viertel der deutschen Exporte. Die durch die Zölle generierten Einnahmen fließen annahmegemäß wieder zurück in die US-amerikanische Wirtschaft. In einem zweiten Szenario („Szenario 2“) werden neben den Zollerhöhungen der USA auch erwartete Gegenreaktionen der Europäischen Union (EU), Chinas, Kanadas und Mexikos auf Zollsteigerungen von jeweils 25 Prozent auf US-Importe berücksichtigt. Auch diese Einnahmen fließen annahmegemäß wieder zurück in die Wirtschaft. Die ökonomischen Effekte sind grundsätzlich negativ. Dies gilt nicht nur für Deutschland, sondern auch für die anderen Länder (Mexiko, China, Kanada, restliche EU) – wie auch für den Welthandel insgesamt. Unter der Voraussetzung, dass es zu keinen weiteren Zollveränderungen kommt, wird das nominale Welthandelsvolumen in Szenario 2 ein Jahr nach Inkrafttreten der 25-prozentigen Zollerhöhung um 6,5 Prozent niedriger liegen als im Referenz-Szenario ohne Zollerhöhungen. Das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) würde sowohl in Szenario 1 als auch in Szenario 2 (also mit Gegenmaßnahmen) niedriger liegen als im Referenz-Szenario. Dies zum einen wegen deutlich sinkender deutscher Exporte und zum anderen aufgrund von Zweit- und Drittrundeneffekten. So läge das BIP in Szenario 1 ein Jahr nach Inkrafttreten der Zollerhöhungen um 1,4 Prozent niedriger. Die Gegenmaßnahmen in Szenario 2 können diesen Effekt nur leicht abschwächen. Auch auf den Arbeitsmarkt in Deutschland werden die unterstellten Zölle aus beiden Szenarien voraussichtlich negative Effekte haben, die von Jahr zu Jahr zunehmen. So könnte der Bedarf an Arbeitskräften infolge der unterstellen Zollerhöhungen nach einem Jahr um 90.000 Personen niedriger liegen. Die Wirtschaftsbereiche und Berufe, die am stärksten von den Zöllen betroffen wären, sind vor allem im Produzierenden Gewerbe zu verorten, aber auch bei den unternehmensnahen Dienstleistungen. Unter den Berufen mit der stärksten Betroffenheit sind, aufgrund der hohen Personalzahlen im Maschinenbau und im Fahrzeugbau, Produktionsberufe wie Maschinen- und Fahrzeugtechnikberufe oder Berufe des Metallerzeugung, -bearbeitung und des Metallbaus zu finden. Gleichzeitig nimmt die Nachfrage nach unternehmensnahen Dienstleistungen, sowie nach Dienstleistungen im Handel und im Gastgewerbe ab, was sich negativ auf die typischerweise dort vertretenen Berufe wie Einkaufs-, Vertriebs- und Handelsberufe sowie Tourismus-, Hotel- und Gaststättenberufe auswirkt. Die Berufe Unternehmensführung und -organisation sowie die Verkehrs- und Logistikberufe wie auch die Berufe im Bereich der Fahrzeug- und Transportgeräteführung befinden sich aufgrund der insgesamt schlechteren wirtschaftlichen Situation unter den am stärksten betroffenen Berufen. Ein möglicher Ausgleich der Exportverluste Deutschlands durch die höheren US-Zölle könnte durch höhere Exporte in andere Länder erreicht werden. Eine Zusatzberechnung zeigt jedoch, dass hierfür erhebliche Anstrengungen erforderlich wären. Eine Reduktion der Einführzölle um 50 Prozent zwischen Deutschland und den großen Handelspartnern könnte die Exportverluste Deutschlands zwar reduzieren, jedoch nicht vollständig kompensieren. Dennoch könnte sich der Abschluss beziehungsweise Ausbau von Freihandelsabkommen mit anderen Ländern positiv auf das deutsche Handelsvolumen auswirken." (Autorenreferat, IAB-Doku)
Zitationshinweis
Schneemann, Christian, Anke Mönnig, Tobias Maier, Enzo Weber, Johanna Zenk & Gerd Zika (2025): Die Auswirkungen von Zöllen der USA auf Wirtschaft und Arbeitsmarkt in Deutschland. (IAB-Forschungsbericht 09/2025), Nürnberg, 28 S. DOI:10.48720/IAB.FB.2509